Die digitalisierte Welt wurde im Juni 2008 um einen Klassiker ärmer. Groß war das Entsetzen unter den Polaroid-Fans, als der gleichnamige Konzern verkündete, die Produktion von Sofortbild-Filmen einzustellen. Diese hätten, so hieß es, im Zeitalter der Digitalkameras ausgedient – und außerdem seien einzelne chemische Komponenten für die Filme nicht mehr erhältlich.
Zwar hatte ein Polaroid Enthusiast und Geschäftsmann die alten Fabrikationsanlagen in Enschede von Polaroid abgekauft und mit seinem "Impossible Projekt", zusammen mit einer kleinen Crew, die aus ehemaligen Technikern und Ingenieuren bestand, verschiedene Polaroidfilme wiederbelebt. Leider gibt es für den alten Polaroid Film 669 keinen Nachfolger, nur mit diesem Film war es möglich, Image Transfes herzustellen, so daß man heute nur noch mit sehr viel Glück einen abgelaufenen Film ergattern kann.
Polaroid Fotos können entweder direkt mit einer speziellen Polaroid Kamera oder mit einem entsprechenden Polaroid Rückteil für analoge Kameras aufgenommen werden. Eine weitere Möglichkeit bietet ein Polaroid Daylab, ein "Kopierer", mit dem sich Dias auf Polaroidfilme umkopieren lassen.
Die Polaroid Transfer-Verfahren - eine kreative Technik zur Bildmanipulation
Beiden hier beschriebenen Verfahren ist gemeinsam, daß sich das Ergebnis nicht vorausberechnen läßt und somit in jedem Fall ein reizvolles Unikat entsteht.
Emulsion Transfer
Bei diesem Transfer-Verfahren wird bei den sogenannten alten "peel off" Filmen das Foto ganz normal entwickelt und man läßt das Bild 24 h austrocknen.
Dann wird das Polaroid in verschieden temperierten Wasserbädern zuerst in seine Bestandteile zerlegt, die Emulsion bleibt als hauchdünner Film übrig und muß von der Gelatine befreit werden, anschließend kann sie auf ein anderes Trägermaterial aufgebracht werden, am besten auch in einem Wasserbad, damit sich die Filmschicht gezielt positionieren läßt.
Image Transfer
Um einen Image Transfer anzufertigen, unterbricht man den Entwicklungsprozess, indem man das Foto vorzeitig abtrennt. Übrig bleibt also die weiße Gelatine auf dem Fotopapier, das dann entsorgt wird.
Statt auf das Gelatine-Foto wird die Farbe auf ein anderes Medium übertragen. Hierfür eignet sich besonders Aquarellpapier, es läßt sich aber mit allen möglichen saugfähigen Materialen experimentieren. Um Farbverschiebungen nach Blau zu vermeiden, sollte man den Film sehr früh trennen und im Dunkeln arbeiten.
Wenn man 30 Sekunden nach der Belichtung wartet, läßt sich dieser Vorgang auch bei Licht durchführen. In dem Fall wird man aber bemerken, daß auf der weißen Gelatine bereits ein leichtes rotes positives Bild entsteht. Diese rote Farbe fehlt dann auf dem späteren Transfer, was zu starken farblichen Verfälschungen führen kann.
Man unterstützt das Übertragen der Farbe indem man die ‚Negativ’-Seite mittels einer Rolle sanft und gleichmäßig andrückt, bei diesem Teil des Prozesses kann es vorkommen, dass die Farbstoffe seitlich herausgequetscht werden, was zu starken Bildveränderungen führen kann. Nach gut zwei Minuten wird dann die ‚Negativ’-Seite wieder von dem Empfängermaterial vorsichtig getrennt. Hierbei kann es vorkomen, daß Teile des Bildes auf dem Negativ kleben bleiben.